Ver-netz-ung

 

Ein intaktes Ökosystem in einer gesunden Natur ist äußerst komplex gestaltet. Die Regenerative sind feinst aufeinander abgestimmt, egal ob wir einen Körper und seine Physiologie und Biologie betrachten oder verschiedene Ökosysteme, in denen das Zusammenspiel unzähliger Faktoren gewährleistet sein muss. Selbst das Leben auf der gesamten Erde und darüber hinaus das Eingebundensein im Kosmos ist bestimmt und reguliert durch Vernetzung, so wie in der kleinsten Zelle, so auch prinzipiell im gesamten Kosmos. Daraus resultiert auch eine große Abhängigkeit der einzelnen Systeme und Faktoren untereinander und zwar mikrokosmisch genauso wie makrokosmisch.

Als Sinnbild zur Veranschaulichung dieses Phänomens eignet sich ein materielles, geknüpftes Netz. Dabei erkennt man ganz einfach, dass jede Masche wichtig ist und jeder Faden verbindet und trägt die nächsten Maschen und Fäden. So liefert jeder noch so kleine Teil einen elementaren Beitrag für das Ganze. Wenn man nun auch nur einzelne Teile eines solchen Netzes entfernt, so reagieren große Bereiche des Netzes – es hält nicht mehr.
In der Natur haben wir Menschen so viele „Maschen und Fäden“ in diesem unendlich komplexen und sensiblen „Netz Natur“ zerstört. Wir haben dabei besorgniserregend viel Lebensraum vernichtet und machen darin auch gegenwärtig „blind“ und verantwortungslos weiter. Die Folgen daraus sind Ökosysteme, welche sich selbst nicht mehr regulieren können, weil elementare Aspekte fehlen. Es entsteht so eine fragmentierte Landschaft, d.h. zerschnittene, voneinander getrennte Lebensräume. Selbst noch relativ intakte Ökosysteme können sich wegen der Verinselung auf Dauer schwer erhalten. Dieses Phänomen gilt für die Pflanzen- und Tierwelt gleichermaßen. Mangelnder genetischer Austausch und kaum Einwanderungsmöglichkeiten aus anderen Gebieten nach lokalen Verlusten sind hier vorrangig zu nennen.
Wenn wir den Zustand vieler Ökosysteme mit einem symbolischen Netz vergleichen, dann sieht jenes aktuell deutlich zerfetzt und wenig tragfähig aus. Bei dem Projekt/Fest „Der Natur auf der Spur“ werden zur Veranschaulichung drei symbolische Netze aufgebaut, welche die unterschiedlichen Vernetzungszustände uns vor Augen halten können (dazu später mehr).

In der Natur sind viele wertvolle Vernetzungselemente, welche häufig auch als Landschaftselemente bezeichnet werden, verloren gegangen, wie zum Beispiel: Hecken, naturnahe Gärten, extensiv bewirtschaftete Flächen, Waldränder mit Struktur, Feldraine und Wegränder sind zu rudimentären Gebilden ohne ökologischer Bedeutung verkommen.

Es darf heute nicht um Schuldzuweisungen bezüglich dem, was geschehen ist gehen – daran ist so vieles systembedingt und daher sind wir alle direkt oder indirekt beteiligt. Vielmehr muss es darum gehen, dass wir alle in der Gegenwart, also jetzt aus der Vergangenheit lernen, Fehler erkennen und eingestehen und für die Zukunft handeln. Wir müssen vor- und füreinander aufzeigen, wie einfach jede und jeder Einzelne und auch Gruppen hierbei Wichtiges und Wertvolles für die Vernetzung und somit Stärkung der Ökosysteme leisten können.

Wir müssen Lebensraum zurückgeben und Lebensraum vernetzen!

• Dies geschieht in der offenen Kulturlandschaft, hierbei in erster Linie durch das gezielte Anlegen verschiedener Landschaftselemente.


• Kaum bekannt, aber zunehmend eine große Bedeutung, das Thema Vernetzung betreffend, kommt den privaten Gärten zu.

Aufgrund der in unserer Gegend relativ zerstreuten Siedlungsstruktur liegt den privaten Gärten, wenn sie zumindest teilweise naturnahe gestaltet und betreut werden, eine wichtige Vernetzungs-Aufgabe zu. Vernetzungselemente, das sind sogenannte „Trittsteine“ für Pflanzen und Tiere.

Auch in unserer menschlichen Gesellschaft mangelt es zunehmend an Vernetzung untereinander im Sinne von echten Begegnungen. Wir sind virtuell mit und über die ganze Welt vernetzt. Dies ist zweifelsohne praktisch, bequem und heute nicht mehr wegzudenken. Dennoch sollten wir uns dessen bewusst sein, dass sich auf dieser Ebene tatsächlich niemand mehr echt begegnet. Bemühen wir uns, wieder mehr Herz und Mut in unsere Begegnungen einzubringen, damit auch das Netz unserer Gesellschaft und Gemeinschaft wieder stabiler wird.

Wir brauchen beherzte Vernetzung in der Natur und unter uns!

 

Beim Fest „Der Natur auf der Spur“ stehen, wie bereits erwähnt, bei diesem Themenfeld drei Holzrahmen, in denen geknüpfte Netze aufgespannt sind.

      • Der erste Rahmen trägt ein vollständiges Netz, entsprechend intakten, vernetzten Ökosystemen in einer gesunden Natur.


      • Das Netz des zweiten Rahmens weist bereits deutliche Schäden, also große Löcher auf und symbolisiert somit deutliche Verluste in der Natur. Das Prinzip der Vernetzung bricht teilweise zusammen und wir finden uns in einer fragmentierten Landschaft vor.


      • Im dritten Rahmen befinden sich nur mehr Reste von einer Netzstruktur – es bricht das System völlig zusammen, selbst wenn es noch kleine, intakte Inseln gibt.


Beim Fest am 26. Juni 2022 ist jede_r Besucher_in herzlich eingeladen, mit meinem Stückchen Schnur wieder eine Masche in die kaputten Netze zu knüpfen, damit am Abend zumindest das zweite Netz wieder komplett ist. Analog dazu können/müssen wir auch in der Natur das „Netz“ wieder dichter knüpfen und es tragfähig werden lassen.