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Artensterben

Von Tag zu Tag schwindet die Artenvielfalt in der Tier- und Pflanzenwelt. Wir brauchen uns nur aufmerksam in der Natur umzusehen, um dies zu erkennen. Außerdem ist bei den noch vorkommenden Arten an Insekten, Vögeln, Amphibien, Kleinsäugern und den Pflanzen bis auf wenige Ausnahmen die Anzahl der Individuen massiv gesunken.

Die Natur leidet

Da in der Natur alles intensiv miteinander vernetzt und voneinander abhängig ist, leidet darunter das gesamte Ökosystem. 

Lebensraumverlust

In den letzten Jahrzehnten kam es zu umfassendem Lebensraumverlust für die heimische Flora und Fauna, welcher vielfältig von uns Menschen herbeigeführt wurde.

Was können wir tun?

Wir dürfen dieser besorgniserregenden Situation nicht tatenlos zusehen, sondern müssen alles in unseren Möglichkeiten stehende unternehmen, diesen Trend umzukehren. Jede und jeder von uns kann dazu etwas beitragen, um Pflanzen und Tieren entsprechenden Lebensraum zurückzugeben.

Verantwortungsvoll, aufmerksam und achtsam mit allen Sinnen das Geschehen in der Natur beobachten.

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Ist das eine Modeerscheinung in der Gesellschaft und der Medien oder ist dabei tatsächlich mehr dahinter?

Während der vergangenen 50 Jahre kann man weltweit und leider auch bei uns einen deutlichen Rückgang der Artenvielfalt in der Tier- und Pflanzenwelt feststellen. Ganz rapide nahm dieses Geschehen während der letzten 30 Jahre seinen gravierenden Verlauf.

In Österreich leben ca. 70.000 Tier-, Pilz- und Pflanzenarten, 40.000 davon sind Insekten. Es gibt sogar 750 Tier- und Pflanzenarten, welche endemisch, d.h. weltweit betrachtet nur in Österreich vorkommen. 60% der Kriechtiere, 30% der Säugetiere und 70% der Insekten stehen auf der roten Liste oder sind teilweise in ihrem Bestand derart dezimiert, dass ihr Fortbestand sehr ungewiss ist. Seit dem Aussterben der Saurier gab es keinen so großen Artenschwund, wie es zurzeit der Fall ist. Traurigerweise ist dieses Artensterben ausschließlich von uns Menschen verursacht.

 

Die Insekten sind die artenreichste Gruppe im gesamten Tierreich und spielen daher im Ökosystem eine zentrale Rolle. Sie werden nicht umsonst als die „sechsbeinigen Regenten“ bezeichnet. Nachstehend die wichtigsten Aufgaben der Insekten im Ökosystem:

  • Bestäubungstätigkeit: 80% der Nutz- und Wildpflanzen sind auf Insektenbestäubung angewiesen
  • Nahrungsgrundlage für viele Vögel (Insektenfresser) und für fast alle Vögel bei der Aufzucht ihrer Jungen
  • Nahrungsgrundlage für heimische Amphibien und Reptilien
  • Teilweise reguliert sich die Insektenpopulation selber durch Gegenspieler im Ökosystem, damit halten räuberische Insekten viele Pflanzenfresser in Schach
  • Für die Bodenfruchtbarkeit sind die Insekten ebenso bedeutend, denn unzählige im und auf dem Boden lebende Insekten fördern Stoffkreisläufe

Wie erkennen wir diesen Artenschwund?

  • Es ist vielmals wissenschaftlich eindeutig belegt, dass die Artenvielfalt und auch die Anzahl der Insektenindividuen, also die Insektenmasse sich massiv verringert hat. Zu erwähnen ist hier besonders die sogenannte „Krefeld-Studie“: Diese zeigt Bestandsrückgänge der Insektenbiomasse im Zeitraum von 1989 bis 2013 um 75% und das selbst in Naturschutzgebieten. Diese Bestandseinbußen betreffen auch Spinnentiere, Tausendfüßler, Weichtiere und Co. So ist das „Insektensterben“ eigentlich ein „Wirbellosensterben“ (ÖKOTEAM Dr. Christian Komposch).
  • Ganz einfach kann jeder Mensch aber auch dieses Phänomen feststellen. Wenn man im Sommer mit dem Auto noch vor 30 Jahren eine längere Strecke gefahren ist, so war die Windschutzscheibe mit Insekten vollgekleckst. Heute kleben nur ganz vereinzelt tote Insekten am Auto. Dies liegt aber nicht an der aerodynamischen Bauweise der heutigen Autos.
  • Selbst wenn man aufmerksam in der Natur sich umsieht, fällt einem der massive Artenschwund der Insekten auf.
  • Einzig bestimmte Schadinsekten, wie z.B. Borkenkäfer, Buchsbaumzünsler, Zecken, Gelsen und diverse Schadinsekten in den landwirtschaftlichen Kulturen nehmen deutlich überhand. Dies hängt von vielen Faktoren ab, besonders auch davon, dass oftmals die Gegenspieler im Ökosystem wegfallen. Die Wissenschaft belegt, dass ca. 5000! sogenannte „indifferente“ Schadinsekten sich deutlich vermehren könnten, wenn das allgemeine Insektensterben nicht gestoppt wird.
  • Der massive Rückgang der Insektenpopulation wirkt sich auch intensiv auf die Vogelwelt und dabei besonders auf deren Bruterfolg negativ aus.
  • Auch Amphibien (kleine Echsen, Schlangen, Frösche, Kröten, …) und Fledermäuse leiden unter dem Insektensterben.

So kann man deutlich erkennen, dass es sich nicht nur um ein biologisches Problem handelt, sondern auch um ein wirtschaftliches Thema und dies in mehrfacher Hinsicht (Schadinsekten, Bestäubungstätigkeit, …). Somit kann die als Ökosystemleistungen zusammengefasste Funktion der „Wirbellosen-Tiergruppe“ nicht mehr entsprechend erbracht werden.

 

 

Wie kam es dazu?

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die vielen und komplex zusammenwirkenden Ursachen systembedingt sind – d.h. dass wir alle direkt oder indirekt für diesen Zustand ursächlich verantwortlich sind. Konkret sind als Ursachen für den Biodiversitätsverlust anzuführen:

  • Der Strukturwandel in der Landwirtschaft: größere Flächeneinheiten auf Feld und Wiese, hohe Schnitthäufigkeit im Grünland, Fehlen von Landschaftselementen sowie von Nahrungspflanzen und Nistmöglichkeiten für Insekten
  • Geänderte Waldbewirtschaftung: auch wenn es hier weniger offensichtlich ist, sterben die Insekten und Co im Wald im selben Ausmaß (ÖKOTEAM)
  • Zerstückelung und Fragmentierung der Lebensräume, d.h. dass die für die jeweiligen Insekten notwendigen Lebensräume (Nahrung, Nistmöglichkeiten, Rückzugsmöglichkeiten) nur noch als kleine Inseln vorkommen. Noch dazu ist der genetische Austausch zwischen den einzelnen Restpopulationen oft nicht mehr möglich.
  • Versiegelung der Landschaft und übermäßiger Flächenverbrauch (Zersiedelung der Landschaft, Straßenbau, völlig asphaltierte Feldwege, …)
  • Verkehr: durch den Straßenverkehr werden täglich unzählige Insekten getötet. Wenn der Bestand ohnehin schon sehr niedrig ist, so verschlimmert der Verkehr die Situation zusätzlich.
  • Lichtverschmutzung: An jeder Straßenlaterne verenden jede Nacht Insekten, selbst wenn ihre allgemeine Zahl schon äußerst gering ist.
  • Veränderung des Wasserhaushaltes und auch in den Flüssen und Seen verenden häufig Insekten und daher schwindet auch die Fischbiomasse
  • Blüten- und Lebensraummangel auch in den privaten Gärten (langweilige, kurzgeschorene Rasenflächen, biologisch tote Steinflächen, …)
  • Durch Überdüngung der Ökosysteme weltweit gibt es Stickstoffeintrag selbst in den entlegensten Gebieten im Hochgebirge
  • Klimawandel und nicht heimische (invasive) Tier- und Pflanzenarten
  • Pestizideinsatz: besonders wenn nicht sachgerecht angewendet in der Landwirtschaft und auch in privaten Gärten sowie auf öffentlichen Flächen
  • Weitgehender Verlust der sogenannten Landschaftselemente: Feldraine, Feuchtbiotope, Sandgruben, Hecken, magere Wiesenflächen, Steinhaufen – ausgeräumte Landschaft
  • Zu viel „Ordnung in der Natur“ durch den Menschen bringt das Ökosystem in Unordnung, z.B. Rasenroboter, grüne Wüste, rundum verschlossene Gebäude, …
  • Die Gründe sind sehr vielfältig und nicht immer gänzlich geklärt (ÖKOTEAM)

 

Daraus resultiert, dass wir uns alle der Verantwortung und Herausforderung stellen müssen, um diese für das gesamte Ökosystem enorm bedrohliche Situation zu ändern:

Wir können, was das Thema Biodiversität betrifft, das Rad nicht zurückdrehen und uns den Zustand der 1960er Jahre erwarten. Dazu haben sich viel zu viele Rahmenbedingungen massiv verändert und auch unseren derzeit hohen Lebensstandard (nur auf den Menschen bezogen – alle anderen Mitgeschöpfe leiden darunter) werden wir gesellschaftlich betrachtet, nicht so rasch und nennenswert zu ändern bereit sein. So bleibt uns von dieser jetzigen Situation ausgehend, so viel wie irgendwie möglich an Maßnahmen umzusetzen und nicht noch länger hinauszuschieben. Dabei sei nochmals betont, dass jede und jeder von uns etwas Positives dazu beitragen kann. Auch im Hinblick auf die zukünftigen Generationen ist unser Gewissen und Verantwortungsbewusstsein aufgerufen, unser Möglichstes zu tun. So wie die Ursachen für den Biodiversitätsverlust sehr vielfältig sind, so gibt es im Umkehrschluss ebenso viele kleine und auch große Möglichkeiten, diese Situation positiv und nachhaltig zu beeinflussen. So bringt es uns keineswegs weiter, wenn wir in gegenseitigen Schuldzuweisungen uns ereifern würden, sondern es ist unumgänglich notwendig, dass wir alle zusammen uns der Tatsache bewusstwerden und uns die Ursachen genau ansehen. Denn der nächste Schritt heißt: „Wegkommen vom Insektensterben zu Insektenleben“.